Zeitzeugin zu Besuch

„Weggesperrt“, so heißt der Jugendroman von Grit Poppe, den die vier zehnten und zwei neunte Klassen im Deutschunterricht gelesen hatten. Es geht um ein Mädchen, das in der DDR in verschiedenen Heimen lebte. Dort erlebte sie für uns unvorstellbare, grausame ‚Erziehungsmethoden‘.

Aber hat das alles wirklich so stattgefunden? Um diese Frage zu klären, besuchte uns Kerstin Gue ffroy, die als Jugendliche u. a. im Geschlossenen Jugen dwerkhof Torgau untergebracht war, dem schli mmsten Jugendwerkhof der DDR. Auf ihr en Erinnerungen basiert auch der Roman von Grit Po ppe.

Im GJWH Torgau sollten Jugendliche zu ‚sozialistischen Persönlichkeiten‘ erzogen und ihr Wille gebrochen werden. Zum Beispiel bei Kerstin. Schläge, Strafsport bis zur Erschöpfung, Demütigungen, Eingesperrt-Sein, Redeverbot gehörte n zum Alltag der Ju gendlichen. Davon berichtete die Zeitzeugin sehr offen und anschaulich.

Auch sie war nach dem Aufenthalt in Torgau traumatisiert und musste sich einer langwierigen Therapie unterziehen. Heute noch meidet sie geschlossene Türen und andere Dinge, die sie an die Zeit im Heim erinnern. Aber ihr Wille wurde nicht gebrochen. Sie hat ihre Erinnerungen in einer Autobiografie veröffentlicht: „Die Hölle von Torgau“. Und sie berichtet in Schulen von ihren Erfahrungen. Denn so etwas wie die Erziehung in den Heimen der DDR darf es nicht mehr geben.

Die Schülerinnen und Schüler hörten dem Bericht gespannt zu, waren sichtlich bewegt davon und bedankten sich bei Kerstin Gueffroy für ihren Besuch in Soest.